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Людвигу Пичу - Письма (Апрель 1864-декабрь 1865) - Мемуары и переписка- Тургенев Иван Сергеевич



7 (19) апреля 1865. Баден-Баден

Baden-Baden.

Schillerstrasse, 277.

d. 19 April 1865.

Mein lieber Pietsch, Sie haben ganz Recht gehabt an meine vermeintliche Durchreise nicht zu glauben - wie hätt' ich Sie davon nicht in Kenntniss gesetzt! Ich habe dièse ganze Zeit Baden nicht verlassen (kleine, eintägige Ausflüge nach Stuttgart oder Carlsruhe rechne ich nicht) und trete meine Reise nach Russland erst am 8-ten Mai - bald genug, par paranthèse! Ich gehe dann direct nach Berlin und bleibe da wenigstens 24 Stunden: werde ich aber Sie dort finden, bei diesem herrlichen Frühlingswetter - und der bei Ihnen angeregten Wanderlust? Jedenfalls werde ich an der Bendlerstrassen Thüre anklopfen. In Russland bleib' ich nicht lange - höchstens 6 Wochen und kehre dann direct nach Baden zurück. Also - vom 1-ten Juli an erwarten wir Sie - ich und die tugendhafte Frau Anstett1.

Wir haben gestern im Thiergarten die silberne Hochzeit des Viardot'schen Ehepaares gefeiert2. Frau Viardot sah ganz jugendlich aus; vor kurzem hatte sie in Stuttgart die rôle der Rosina im "Barbier von Sevilla" gespielt - mit einem ungeheuern Erfolge3 - und wahrlich, es giebt 20 jährige Mädchen, die dièse Frische und Lebendigkeit nicht besitzen.

Möge es lange noch so bleiben!

Dass ihre Musik Ihrem Berliner Bekannten nicht gefällt4 - ist ein kleines Malheur; dem Möricke hat sie in meiner Gegenwart seine von Ihr componirten Lieder - vorgesungen - und der alte Sonderling war ganz ausser sich, lief auf und ab wie ein Besessener5. Dieser Möricke'sche Cyclus wird hoffentlich auch Ihnen gefallen.

Sie sagen mir wirklich viel zu viel Gutes und Susses - und ich muss mich recht schön bei jenen liebenswürdigen Damen6 fur ihre freundlichen Worte bedanken. Beiliegend folgt eine Photographie.

Es freut mich sehr, dass es in ihrem Hause mit der Gesundheit besser geht: machen Sie sich nur keine hypochond-rischen Vorstellungen. Ich muss sagen, dass wenigstens für mich nachstehender Satz sich immer als gültig erwiesen hat: "Was man ahnt, geschieht nie". Das Leben ist eine Reihe plötzlich herabfallender Blumen... oder Kieselsteine. Hoffen wir, dass letztere uns alien noch recht lange erspart werden.

Ich drücke Ihnen die Hand auf's Herzlichste.

Ihr Turgeneff.

P. S. Der 2-te Band der Bodenstedtschen Uebersetzung wird gedruckt... Wann er aber erscheint - ist noch ungewiss7.

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