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Теодору Шторму - Письма (1866-июнь 1867) - Мемуары и переписка- Тургенев Иван Сергеевич



8(20) января 1867. Баден-Баден

Baden-Baden.

Schülerstrasse, 277.

d. 20. Januar 1866 {Так в подлиннике.}.

Mein lieber Gast, Sie haben gewiss finden müssen, dass ich ein saumseliger Correspondent bin und wenig Dankbarkeit fur Ihre so freundliche Gabe an den Tag lege1; ich wollte aber nicht eher schreiben, als bis ich das kleine schöne Buch gelesen hatte, kam aber nicht dazu - und da ich es endlich mit vieler Genugthuung auf einer Reise nach Strassburg verzehrt hatte, da warf mich ein bis jetzt mir noch unbekannt geblie-bener Feind nieder - nämlich die Gicht: ich habe einen heftigen Anfall davon gehabt - bin noch jetzt nicht ganz wieder hergestellt und schreibe Ihnen in einer halb liegenden Lage; doch ist der Schmerz so ziemlich verschwunden. Das Alter hat etwas gröblich an meine Thür angeklopft... nun, man muss sich fügen, weil es eben nicht anders geht.

Ihre Erzählung ist so fein und zart wie nur möglich - und es liegt ein ganz eigenthümlicher poetischer Duft ufh die Figur der Jenny2; die Nacht mit der "Marmorstatue" ist ein kleines Meisterstück. So etwas macht einem viel Freude, inmitten der Trivialitäten und Zierereien der sonstigen Tageslitteratur.

Mich freut es sehr, dass meine Sachen Ihnen gefallen: was die "Erste Liebe" betrifft - so ist es ein bisschen zu sehr aus dem eigenen Leben gegriffen - zu realistisch - und Manche verdauen so etwas nicht - haben auch vielleicht Recht3. Über die Fortsetzung meiner zwei Bändchen kann ich nichts positives berichten; ich glaube, der Verleger hat keine sehr glänzenden Geschäfte damit gemacht - und will erst die Sache abwarten4.

Ich bin allerding mit einem grossen Roman beschäftigt, den ich jetzt zu Ende bringe. Im Februar reis' ich nach Russland - und lasse das Ding in Moskau drucken5; Ende April bin ich wieder in Baden, werde dann auch hof-fentlich mein Schlösschen, wie Sie es nennen, beziehen6.

Was Sie mir von Ihrem Leben berichten - hat mich auch recht herzlich gefreut. Sie haben sich ein Nest gebaut - und sitzen gemüthlich im Flaume7; - ein grosser und schö-ner Theil des "Ichs" ist abgestorben - das passirt aber fast jedem Menschenkind, das über die 40 hinaus ist; - und es pulsirt doch um Sie herum ein junges Leben, dessen Keime Sie gepflanzt haben. Will der Mensch mehr - so strafen ihn die Getter - wenn sie ihm im voraus schon nicht allés gewähren; aber diese Lieblinge sind selten - und wie allé Lieblinge, verdienen in der Regel diese Gunst nicht. Das ist aber nicht zu ändern.

Einen tragischen Ausgang zu Ihrer Erzählung hätt, ich auch vielleicht gewimscht - vom aesthetisch misanthro-pischen Standpunkt aus - nämlich8. Den jungen Seelen wird es aber so besser munden - und auf die muss man doch auch Rücksicht nehmen.

Frau Viardot dankt fur den Gruss - sie hat diesen "inter viel componirt - aber lauter Instrumentalmusik - kleine Sachen für Violine und Piano. Ihr Sohn Paul macht namlich grosse Fortschritte auf der Violine. Sie geht bald nach Berlin, wo sie zwei Monate zubringen wird. Wie wird sich der gute Pietsch da freuen!

Und nun drück ich Ihnen cordialiter die Hand - und wünsche Ihnen Ailes Gute in Ihrer "grauen Stadt am Meere"9.

Ihr

I. Turgeneff.

P. S. Ich habe Ihren Gruss an Frau Anstett bestellt - sie war sehr davon gerührt - und lässt vielmals danken.

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